In der Niedrigzinsphase suchen Anleger ganz besonders nach Investments, die kurz-, mittel- und langfristig eine möglichst gute Rendite verbriefen. Einige Anleger entscheiden sich deshalb als Alternative zu Fest- oder Tagesgeld für Standardaktien, andere für Sachwerte. Und wieder andere Anleger investieren in Immobilien. Wer langfristig eine möglichst gute Rendite erzielen möchte, der muss nahezu immer ein ebenfalls etwas höheres Risiko eingehen. Dies trifft auch auf eine Anlageform zu, die aktuell wieder sehr beliebt ist, nämlich die Geldanlage in Schwellenländer. Wie Sie von den im Emerging Markets profitieren und welche Investitionsmöglichkeiten sich am Markt bieten, darauf möchten wir im Folgenden näher eingehen.
Inhalt
Aktienanlage: Selektion nach Branche, Ländern oder Regionen
Wer sich grundsätzlich in die für eine Investition in Aktien entschieden hat, der steht zunächst vor der Aufgabe, besonders Erfolg versprechende Aktientitel auszuwählen. Da es allerdings weltweit mehrere Tausend Aktien gibt, die an den zahlreichen Börsen gehandelt werden, muss die Auswahl Schritt für Schritt erfolgen. Hilfreich ist es, wenn man sich zumindest schon einmal auf bestimmte Aktienwerte festlegen kann, indem man eine Auswahl anhand der folgenden Kriterien trifft:
- Branche
- Land
- Region
- Standard- oder Nebenwert
Wenn für Sie beispielsweise vor allem Aktien aus dem Euroraum interessant sind, könnten Sie sich zum Beispiel die Papiere näher betrachten, die im Euro Stoxx 50 enthalten sind. Dabei handelt es sich um sogenanntes Standardwerte, die als vergleichsweise stabil gelten, aber eben nicht mit den besten Renditechancen am Aktienmarkt ausgestattet sind. Möchten Sie hingegen bei der Toleranz eines erhöhten Risikos Chancen auf eine sehr gute Rendite nutzen, kommen unter anderem Aktien aus dem Bereich der sogenannten im Emerging Markets infrage.
Die Schwellenländer als Investment: Emerging Markets
Der Begriff der Emerging Markets tauchte erstmals vor rund 20 Jahren auf. Damals machte insbesondere die Bezeichnung BRIC-Staaten die Runde, denn dabei handelte es sich um die bekanntesten Schwellenländer. Zur damaligen Zeit gehörten dazu:
- Brasilien
- Russland
- Indien
- China
Die Bezeichnung BRIC ist schon allein deshalb nicht mehr aktuell, weil sowohl Russland als auch China definitiv nicht mehr zu den Schwellenländern zählen. Sie sind mittlerweile große Wirtschaftsnationen. Kurz zur Definition des Fachbegriffs Schwellenland: Dabei handelt es sich um Staaten, die vereinfacht dargestellt auf dem Sprung vom Entwicklungsland zur Industrie- und Wirtschaftsnation sind.
Heute sind es nicht nur die ehemaligen BRIC-Staaten, die zu den Schwellenländern zählen und damit in den Bereich der Emerging Markets fallen, sondern es gibt mindestens zehn Staaten, die zum engeren Kreis zählen. Dazu gehören im Jahr 2020 insbesondere:
- Südkorea
- Indien
- Brasilien
- Südafrika
- Taiwan
Obwohl sowohl Russland als auch China mittlerweile Wirtschaftsnationen sind, werden sie dennoch beim Blick auf die Zusammenstellung der Emerging Markets häufiger aufgeführt. Warum dies so ist, darüber streiten sich die Fachleute. Das ist allerdings nicht vorrangig ein Problem der Anleger.
Was zeichnet die Emerging Markets aus?
In den Bereich der Emerging Markets fallen Schwellenländer, die noch keine Industrie- und Wirtschaftsnationen sind, aber bald dazu zählen könnten. Dies wiederum beinhaltet ein durchaus höheres Risiko. Denn das Bruttoinlandsprodukt und weitere Wirtschaftsfaktoren sind bei den Schwellenländern öfter noch größeren Schwankungen unterlegen. So kann es zum Beispiel passieren, dass das Bruttoinlandsprodukt und das Wirtschaftswachstum in einem Jahr um 10 Prozent steigen, während es im anderen Jahr eine Rezession gibt.
Für Anleger bedeutet dies, dass ein Investment im Bereich der Emerging Markets einerseits mit einem höheren Risiko verbunden ist. Andererseits besteht aber auch eine größere Chance auf überdurchschnittlich höhere Kursgewinne als zum Beispiel bei den klassischen Standardaktien. Falls Sie dieses Investment interessant finden, stellt sich die Frage, auf welche Art und Weise Sie investieren können.
Diese Möglichkeiten haben sie, um gezielt in Schwellenländer zu investieren:
- Aktienwerte
- Aktiv gemanagte Fonds
- ETFs
- Staatsanleihen
Breit gestreutes Risiko über aktiv gemanagte Fonds und ETFs
Zwei Möglichkeiten des Investments in Schwellenländer, also in den Bereich der Emerging Markets, nutzen relativ viele Anleger. Es handelt sich dabei zum einen um aktiv gemanagte Fonds und zum anderen um ETFs. Einige Aktienfonds konzentrieren sich bewusst auf das Investment in Aktien aus Schwellenländern. In diesem Fall müssen Sie dem Fondsmanager vertrauen, dass dieser viel Erfahrungen, Wissen und auch ein gutes Händchen hat, besonders die Aktienwerte auszuwählen, die in der Zukunft eine gute Rendite aufweisen könnten.
Wer lieber dem Marktdurchschnitt vertraut und noch etwas breiter gestreut investieren möchte, der entscheidet sich stattdessen für ETFs. Die sogenannten Indexfonds bilden verschiedene Aktienindizes ab, so unter anderem auch den MSCI Emerging Markets. Dabei handelt sich um einen der bekanntesten Emerging-Markets-Indizes, die gehandelt werden können. Wer sich auf einzelne Schwellenländer konzentrieren möchte, der kann natürlich auch über das entsprechende ETF gezielt in den Index eines dieser Länder investieren, beispielsweise China oder Brasilien.
Direktes Investment über Aktien oder Anleihen
Wer Spaß daran hat, das eigene Investment sehr individuell zu gestalten und vielleicht sogar auf einzelne Staaten bzw. Einzeltitel zu setzen, dem steht als Alternative zur Geldanlage in aktiv gemanagte Fonds oder ETFs die Möglichkeit zur Verfügung, über den Kauf von Aktien oder Anleihen in den Bereich Emerging Markets zu investieren. In diesem Fall entscheiden Sie sich also bewusst für Aktientitel, die eine Aktiengesellschaft aus einem Schwellenland emittiert hat. Das gleiche Prinzip herrscht vor, falls Sie sich stattdessen für Anleihen entscheiden wollen. In diesem Fall kaufen Sie an der Börse eine Staatsanleihe, die wiederum ein Schwellenland emittiert hat. Hier lässt sich oftmals ein sehr guter Zins erzielen, denn großer Kapitalbedarf ist bei Schwellenländern fast immer vorhanden.
Für welche Anlageform Sie sich auch entscheiden: bei einem Investment in Emerging Markets müssen Sie sich des erhöhten Risikos bewusst sein. Auf der anderen Seite haben Sie allerdings die Chance, mit etwas Glück langfristig sehr gute Renditen zu erzielen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn es das entsprechende Land tatsächlich schafft, den Sprung von Schwellenland und damit raus aus den im Emerging Markets hin zur Wirtschaftsnation zu schaffen.
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